China 6 - Yangtze Kreuzfahrt auf einem Chinesischen Schiff und andere Odyssen

1. Vorbereitung

 

Uns ist klar: Wir wollen eine Kreuzfahrt auf dem Yangtze durch die berühmten drei Schluchten unternehmen. Die Frage ist nur: Ist das bei unserem Budget machbar? Wir recherchieren vorab was das Zeug hält: Lesen Reiseführer, Blogartikel und studieren die Angebote von China-Touranbietern. Das Ergebnis: Ein Luxuscruiser ist ab 300 € für drei Übernachtungen zu haben, davon leben wir sonst locker einen ganzen Monat – heftig. Es gibt jedoch auch günstigere Optionen: Passagierschiffe, Tragflügelboote und „chinesische“ Kreuzfahrtschiffe. Die ersteren passieren die Highlights nachts, kommen für uns also nicht in Frage. Doch wo liegt der Unterschied zwischen internationalen Schiffen und „chinesischen“ Schiffen?! Laut Reiseführer im Preis, der Essensauswahl und den Sprachkenntnissen des Personals.

Nun gut, wir lieben chinesisches Essen (mal abgesehen vom Frühstück, aber da tut es eine Packung Kekse) und in den vergangenen 70 Tagen hatten wir äußerst selten die Gelegenheit auf Englisch zu kommunizieren. Etwas chinesisch haben wir auch gelernt, allerdings sind wir immer noch auf die Hilfe von Übersetzungsapps angewiesen. Luxus sind wir ohnehin nicht gewöhnt, also wollen wir sparen und auf ein chinesisches Boot. Basierend auf dem Bericht von … haben wir lediglich Sorgen, die ganze Zeit arg zu frieren – aber wir sind sonst ja auch rund um die Uhr draußen, also was solls…

 

2. Anreise

 

Wir hoffen die Kreuzfahrt einfach kurzfristig vor Ort buchen zu können und so flexibel zu bleiben. Aus Blogempfehlungen suchen wir uns ein schickes Hostel in Chongqing mit englischsprachigen Mitarbeitern, dort wollen wir übernachten, die Kreuzfahrt buchen und unsere Räder für die Zeit unterstellen. Noch trennen uns 86km und über 3000 Höhenmeter, vielleicht schaffen wir die sogar heute noch? Schon kurz nach dem Start wird der Weg immer schlammiger, scheinbar leitet eine Fabrik das Abwasser direkt auf den Weg. Mist – Moni rutscht aus und landet samt Rad im stinkenden Modder. Das steigert unsere Motivation, noch am gleichen Tag das Hostel samt Dusche und Waschmaschine zu erreichen. Wir geben richtig Gas und lassen uns auch von der einsetzenden Dunkelheit nicht stoppen. Normalerweise liegen wir gegen 18 Uhr, bei Sonnenuntergang, im Zelt. Dank der Straßenbeleuchtung im Stadtgebiet von Chongqing ist es aber kein Problem weiter zu radeln.

 

Schon weit vor dem Stadtzentrum erheben sich die mächtigen Hochhäuser, eine interessante Mischung aus modernen Neubauten, Bauruinen und unzähligen Baustellen. Die in Europa weitestgehend unbekannte Stadt ist eine der größten Chinas, eine Megacity mit über 10 Millionen Einwohnern im Zentrum und 32 Millionen im Großraum.

  

 

Schließlich erreichen wir totmüde gegen 22 Uhr das empfohlene Yangtze River Hostel – allerdings ist hier nur eine Baustelle?! Der Vergleich mit heruntergeladenen Fotos zeigt: Wir sind am richtigen Haus… Mist. Also machen wir uns auf die Suche nach einer Alternativunterkunft. Auf unserer Karte ist jedes zweite Haus ein Hotel, das kann ja nicht so schwer sein. Die ersten 3 Hotels finden wir nicht, die nächsten 3 sind ausgebucht. Also noch ein Stopp in einer Wlan-Kneipe um uns bei Trip.com die nächsten auszusuchen. Aber auch hier ist es überall dasselbe: Keine Zimmer frei. Wir vermuten, das Personal hat einfach nur keine Lust, sich so spät noch mit dem Papierkram für zwei Ausländer zu beschäftigen – sind aber machtlos. Letztlich beschließen wir, einfach in der Stadt bei dem geschlossenen Hostel zu campen. Eigentlich kein Problem, schließlich verbringen wir die meisten Nächte draußen, doch da die Obdachlosigkeit heute nicht selbst gewählt ist, fühlt es sich ziemlich mies an. Wie wohl die Buchung der Kreuzfahrt klappt, wenn schon ein einfaches Hotelzimmer so schwierig war?!

 

3. Buchung

 

Am nächsten Morgen erleben wir den nächsten Dämpfer: Irgendwo in der Odyssee des vergangenen Abends haben wir unseren Helm samt der Actioncam verloren. Oder hat ihn in der Nacht jemand gemopst? Wir zermartern uns die Gehirne, aber wir können uns einfach nicht erinnern, wann wir ihn zuletzt hatten. Na gut, es hilft nichts – wir versuchen Frust und Ärger zu schlucken und uns auf die Buchung der Kreuzfahrt zu konzentrieren. Am Flussufer entlang befinden sich zig Reisebüros, jedoch spricht niemand englisch. Da wir selbst noch nicht ganz sicher sind, was zur Auswahl steht und was wir letztlich wollen, radeln wir nochmal zu unserer Internetkneipe. Diese stellt auch unsere größte Hoffnung die Kamera zu finden, dar. Einige Recherchen später sind wir nicht viel schlauer, sicher ist nur: Hier ist die Kamera nicht. Nebenan ist ein überdurchschnittlich großes Reisebüro (Chongqing China Youth Travel Service, GPS 29.565908, 106.584353, Tel: 17783043466/17783043477/17783043599/02363807177/02363807277), also wagen wir noch einen Versuch. Immerhin werden wir in Englisch mit der Frage „Do you speak Chinese?“ begrüßt – unser „no, sorry“ löst einen verweifelten Gesichtausdruck bei der Angestellten aus. Dennoch werden wir nicht direkt abgewimmelt sondern verständigen uns recht gut mit Übersetzungsapps. Wir buchen schließlich ein chinesisches 5* Schiff, die Hua Xia Shen NV 2 für 1800 Yuan, umgerechnet etwa 220€. Alle Mahlzeiten und 3 Landausflüge sind inklusive. Das entspricht ziemlich genau den im Reiseführer angegebenen Preisen. Los geht’s am gleichen Abend, super. Ungefragt will die Mitarbeiterin bereits die Mitnahme unserer Fahrräder organisieren – denn es dreht sich alles um die Frage, ob diese faltbar seinen. Wir schreiten schnell ein, und erklären, dass diese nicht mit müssen. Kurz herrscht große Verwirrung, dann sind beide Seiten erleichtert: Wir dürfen sie für die Zeit einfach im Reisebüro parken – perfekt! Ein bisschen nervös bezüglich des chinesischen Touristenbootes sind wir zwar, aber wird schon klappen!

 

 

Nun haben wir endlich Zeit uns so richtig über die verlorene Kamera zu ärgern. Wann hatten wir eigentlich zuletzt die Videos gesichert?! Was kostet eine neue Kamera und können wir diese vielleicht direkt in Chongqing besorgen? Wir machen uns keine großen Hoffnungen, die Kamera wieder zu finden – aber da wir bis zum Boarding zwischen 18:00 und 20:00 ohnehin nichts besseres zu tun haben, klappern wir alle Stopps des letzten Abends noch einmal ab. Samt Helmfoto und zwei übersetzen Sätzen erklären wir, worum es geht. Erstes Hotel: Nichts! Zweites Hotel: Nichts! … Vorletztes Hotel: Die Mitarbeiterin zieht unseren Helm samt Kamera unter der Theke hervor - und erschrickt furchtbar über Monis Freudenschrei! Es wird noch ein paar Tage dauern, bis der bloße Anblick der Kamera nicht mehr ausreicht um uns beide wie verrückt zum Grinsen zu bringen.

 

Einen Spaziergang durch die Stadt später bleibt immer noch eine Menge Zeit bis zum Boarding. Wir versuchen, online einen Reiseplan für unser Schiff zu finden – und erleben eine Überraschung: Die Hua Xia Shen NV 2 wird als „Chinese Goddess 2“ von deutschen Reiseanbietern gelistet – und ist eines der modernsten, internationalen Schiffe! Wow! Wie unterschiedlich zwei Tage doch sein können! Uns drängt sich der Verdacht auf, der Unterschied zwischen den chinesischen und den internationalen Schiffen besteht lediglich im Reisebüro, über welches diese gebucht wurden.

 

4. Boarding, Schiffsaustattung

 

Nun voller ungetrübter Vorfreude holen wir unser Mitnehm-Gepäck am Reisebüro ab – den Großteil lassen wir an den Fahrrädern – und spazieren zum Dock. Dieses ist leicht zu finden, alle heute ablegenden Booten liegen nebeneinander. Boarding ist überall zwischen 18:00 und 20:00, um 21:00 geht es dann los. An Bord werden wir vom besten englisch seit langem begrüßt, schlagen die Möglichkeit eines Upgrades aus und beziehen unsere 18 m2 „kleine“ Standard-Kabine. Besondere Essenswünsche, z.B. Lebensmittelallergien, können problemlos beim Einchecken angegeben werden. Da das Abendessen am ersten Tag nicht inklusive ist, haben wir bereits an Land einen Pot Nudeln geschlürft. Mit unserer Vermutung, dies könnte ebenso lecker aber preiswerter sein, liegen wir unglaublich richtig: Wir zahlen lediglich in Form von während dem schlürfen aufgenommenen Fotos! Ob unsere Gesichter wohl auf den Restaurant-Werbeplakaten landen? Wir freuen uns über die Einladung und wundern uns erneut, wie verschieden zwei Tage sein können. Das Dinnerbuffet an Bord hätte mit 58 Yuan p.P. (7,50€) zu Buche geschlagen. Nach unserer üblichen Hotel-Ankunfts-Routine: Zimmer zumüllen, Wäsche waschen, aufhängen und duschen erkunden wir das Boot. Neben mehreren Speisesälen gibt es eine Sauna, ein Spa (laut Preisliste kosten 45 min Massagen ab 200 Yuan – 25€), einige Souvenir- und Snackshops, Mahjong-Räume, ein Kino und ein Sonnen/Aussichtsdeck. Von diesem aus genießen wir die nächtliche Kulisse von Chongqing beim Auslaufen.

 

  

Nach unserer üblichen Hotel-Ankunfts-Routine: Zimmer zumüllen, Wäsche waschen, aufhängen und duschen erkunden wir das Boot. Neben mehreren Speisesäälen gibt es eine Sauna, ein Spa (laut Preisliste kosten 45 min Massagen ab 200 Yuan – 25€), einige Souvenir- und Snackshops, Majong-Räume, ein Kino und ein Sonnen/Aussichtsdeck. Von diesem aus genießen wir die nächliche Kulisse von Chongqing beim Auslaufen.

 

5. Essen/Trinken an Bord

 

Am nächsten Morgen werden wir zunächst mittels Lautsprecher und später zusätzlich telefonisch geweckt, so dass wir nicht das Frühstücksbuffet verschlafen. Dieses ist eine Mischung aus typisch chinesischem Frühstück: Scharfe Nudeln, geschmackneutrale Hefeklöse, Rührei, gekochte Eier und Würstchen und europäischem Essen: Leckere süße Gebäckteilchen, frisch gerösteter Toast, Marmelade, Obst, Kaffee und Tee. Jetzt wird endgültig klar: Wir sind die einzigen Nicht-Chinesen an Bord. Wir sind auch die einzigen Passagiere, für die sowohl mit Stäbchen als auch mit Messer und Gabel gedeckt wird. Sobald englisch ertönt ist klar: Wir sind gemeint! Das Mittagessen ist ebenfalls ein Buffet, wir probieren fast Gerichte – unter anderem zarte Ente in Orangensoße! Natürlich fällt sofort auf, dass wir beim Einchecken angegeben hatten, wir seien Vegetarier – ups! Wir versuchen zu erklären, dass wir selten auch Fleisch essen, uns aber überwiegend vegetarisch ernähren würden. Kein Problem. Zusätzlich zum reichhaltigen Buffetangebot - auch für echte Vegetarier - bekommen wir nun immer noch einen Extrateller mit verschiedenem Gemüse serviert. Zusätzlich inklusive sind schwarzer oder grüner Tee zu den Mahlzeiten und ein halber Liter Wasser täglich.

 

6. Landausflüge

 

Wir hatten vorab gelesen, die meisten Landausflüge lohnen sich nicht. Lediglich die Exkursion zu den Kleinen Drei Schluchten in einem Seitenarm sei beeindruckend und könne später ausgebucht sein. So freuen wir uns bei der Buchung, dass diese in den 3 Inklusivausflügen enthalten ist. Außerdem noch ein Ausflug zur Fengdu Ghost City und dem Dreischluchten-Staudamm. Optional können wir eine 3 Schluchten Action-Show für 290 Yuan p.P., die Mini-3-Schluchten für 150 Yuan, die White Emperor City für 290 Yuan p.P. sowie eine Fahrt durchs Schiffshebewerk des Dreischluchtenstaudammes für 218 Yuan unternehmen.

 

Wir bekommen jeden Abend ein ausgedrucktes, detaillliertes, englischsprachiges Programm für den nächsten Tag. Zusätzliche Kosten sind dort immer klar benannt.

 

6.1 Fengdu Ghost City

 

Wir hatten einiges vorab über diesen Ausflug gelesen – und gehen ihn ohne große Erwartungen an. Nach dem Frühstück nehmen uns zwei lokale Tourguides auf dem Boot in Empfang – wir rätseln ob unser Guide morgens das kürzere Streichholz gezogen hat. Denn sie hat die undackbare Aufgabe, die Führung für 20 Chinesen und uns beide zu gestalten. Und meistert die Aufgabe mit Bravour. So erfahren wir eine Menge über die Tempelanlage, in welcher der Mythologie zufolge die Verstorbenen je nach Reliogion ihren Weg ins Jenseits oder zum letzten Gericht antreten. Dabei gilt es für die Seelen wie für die Touristen einige Prüfungen zu bestehen. Wir sind überrascht, wie informativ und kurzweilig eine Führung sein kann. Außerdem können wir die chinesischsprachige Führung beobachten: Und erleben zwei weitere Überraschungen. Zum einen wird dabei unglaublich viel gelacht und zum anderen entscheiden sich alle Fahrgäste für 400 Treppenstufen anstelle der Seilbahn.

 

6.2 Three Gorges Large-Scale Landscape Live Action Show (optional, 290 Yuan p.P.)

 

In zahlreichen Fernsehern läuft am zweiten Tag Werbung für eine bombastische Action-Show über die Zeit, als die Gegend aus 3 Königreichen bestand. Die Hauptperson ist Guan Yu, der mächtigste General der Ära. Wir sind ohnehin erschöpft vom Programm des Tages, nach einem Blick auf unsere arg strapazierte Reisekasse lassen wir uns diesen Ausflug entgehen.

 

6.3 White Emperor City (optional, 290 Yuan p.P.)

 

Aus demselben Grund beschließen wir, am nächsten Morgen anstelle des Ausfluges lieber auszuschlafen. Natürlich nachdem uns um 6:30 der Weckruf ans Frühstücksbuffet getrieben hat. Da wir nun schon einmal wach und das Schiff leer ist, können wir die schöne Landschaft in einigen Drohnenaufnahmen fest halten. Würde das Schiff nicht praktisch ausschließlich aus Metall bestehen und den Kompass unserer Mavic stören…

 

6.4 Small3 Gorges (incl.) & Mini 3 Gorges (150 Yuan/p.P.)

 

Nachmittags steht der nächste Ausflug an, es geht auf kleineren Booten in ein mittlerweile geflutetes Tal mit atemberaubenden Schluchten. Unser Guide beschreibt uns die Felsformationen in perfektem Englisch – obwohl sie dieses zum ersten Mal seit 4 Jahren braucht, wie sie entschuldigend erwähnt. Nach etwa einer Stunde können wir auf kleinere Boote umsteigen und noch weiter in die Schluchten vordringen. Wunderschön, uns beeindruckt dieser Seitenarm mehr als die großen 3 Schluchten des Yangtze.

 

6.5 Drei Schluchten Damm

 

Laut älteren Berichten kommen die Kreutzfahrtboote abends am Dreischluchten-Staudamm an und passieren die 113 Meter einer 5 stufigen Schleuse. So umstritten das rießige Bauprojekt sein mag, so eindrucksvoll ist es mittlerweile – und stellt eine der Attraktionen der Kreuzfahrt dar. Gespannt warten wir abends auf die Ankunft, nach Sonnenuntergang und Abendessen ist es noch relativ weit. Unruhig schlafen wir in der Nach und luken immer mal wieder aus dem Fenster. Schließlich die Enttäuschung: Mittlerweile sparen sich die Boote die Schleuse und legen einfach vorher an. Wir checken bereits nach dem Frühstück aus und besuchen den Staudamm per Bus. Wie an den meisten Tagen liegt dieser in Nebel gehüllt, so dass wir die Dimensionen allenfalls erahnen können. Auf die optionale Tour durchs Schiffshebewerk haben wir wieder verzichtet.

 


7. Unterhaltung an Bord

 

Zur Unterhaltung an Bord gibt es einen Kinofilm über den Drei Schluchten Staudamm– wir hoffen mit englischen Untertiteln. Weit gefehlt: Es gibt gleich zwei Kinosäle, einen ganz allein für uns beide. Irgendwie erwarten wir beide einen Propagandafilm – und sind überrascht über ein durchaus kritisches Werk, welches eine gute Balance zwischen den negativen Aspekten und Gefahren dieses Mammutprojektes und den positiven Wirkungen findet.

Beim Kapitänsempfang gibt es ein Gläschen Sekt, Nachfüllen und Anstoßen mit dem Kapitän inbegriffen. Ein Walzer und eine Polonaise rundet den Empfang ab.

Optional gäbe es noch eine Tour zur Brücke, sowie ein Süßwasser-Perlen-Seminar – wir verzichten auf beides.

 


8. Die Drei Schluchten

 

Das Highlight der Kreuzfahrt, die 3 Schluchten sind seit dem Bau des Staudamms eigentlich nur noch zwei Schluchten. Wir passieren beide am zweiten richtige Tag: Vormittags geht es gegen 11 durch die Qutang Schlucht und abends kurz vor Sonnenuntergang passieren wir die gegen 17:30 die Wu Schlucht. Die dritte Schlucht wurde zum Staudammbau genutzt. Schön sind die verbliebenen beiden allemal. Uns fehlt der Vorher-Vergleich, so können wir nicht beurteilen, wie stark der Staudamm das Erlebnis beeinträchtigt. Eine positive Überraschung ist das grüne, recht klare Wasser des Yangtze: Selbst auf vielen Werbeplakaten ist brauner Modder abgebildet.

 

9. Die beste Reisezeit

 

Die beste Reisezeit für eine Kreuzfahrt ist schwierig zu bestimmen. Wir waren im Winter, während der Nebensaison unterwegs. Ab November sind die Preise etwas günstiger und die Schiffe nur zur Hälfte voll. Da im Winter hier Trockenzeit ist, werden die Kapazitäten des Staudamms voll genutzt und der Stausee ist randvoll.

 

Im Sommer, zur Regenzeit, wird dagegen etwas Wasser abgelassen, um Überschwemmungen vorzubeugen. Man fährt also weiter unten und die Schluchten ragen höher empor. Ob dieser Anblick deshalb beeindruckender ist oder hässlicher, da man statt auf grüne Hänge auf tote, Felsen oder Modder der sonst überfluteten Meter blickt, können wir nicht beurteilen.

 

Sicher wissen wir dagegen, dass täglich mindestens 2 Boote in Chongqing und Yichang ablegen. Die Boote an denen wir vorbeigefahren sind sahen ebenso luxuriös aus. Es is also nicht nötig, an einem bestimmten Tag hier zu sein.

 

10. Rück- und Abreise

 

Die Kreuzfahrt endet unspektakulär: Der Bus bringt uns mittags zum Sanxia Tourist Center in Yichang, wo wir nach drei Tagen Rundum-Sorglos-Paket auf einmal wieder auf uns selbst gestellt sind. Unser letzter Guide am Staudamm scheint etwas verblüfft darüber, dass wir von hier aus ganz alleine zum Bahnhof wollen und schreibt uns die Bezeichnung zur Sicherheit auf Chinesisch auf, für den Taxifahrer. Und tatsächlich: Auf die meisten chinesischen Passagiere wartet hier bereits der nächste Reiseführer. Wir dagegen laufen mit Navi-App zur vorab ausgesuchten Bushaltestelle, springen auf Bus A1 und fahren für 2 Yuan p.P. zum Bahnhof. Dort kaufen wir mittlerweile gewohnt gekonnt unsere Zugtickets zurück nach Chongqing: Auf einer englischsprachigen Seite die Verbindungen suchen, diese zum Offline-lesen speichern. Anzeigetafeln checken, ob für die Züge noch Tickets in der gewünschten Preiskategorie verfügbar sind. Alle wichtigen Informationen – Zugnummer, Datum, Abfahrts- und Ankunftszeit, Zielbahnhof in lateinischer und chinesischer Schrift, sowie gewünschte Ticketklasse auf dem Smartphone in eine Notizapp kopieren. Das Handy mit allen Infos dem Ticketverkäufer in die Hand drücken. Dazu noch Pässe und Bargeld. Fertig. Sollte doch mal was schief gehen, können die Tickets vor der Abfahrtszeit kostenlos zurückgegeben werden.

 

Wir futtern noch etwas, buchen ein Hotel in Chongqing – wir haben schließlich dazugelernt… Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Zug. Das läuft ziemlich exakt, wie man das bei uns von internationalen Flügen kennt.

 

 

 

Wir futtern noch etwas, buchen ein Hotel in Chongqing – wir haben schließlich dazugelernt… Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Zug. Das läuft ziemlich exakt, wie man das bei uns von internationalen Flügen kennt.

 

Am nächsten Tag nehmen wir am Reisebüro glücklich unsere Fahrräder samt dem restlichen Gepäck im Empfang und freuen uns aufs weiterradeln. Leider haben wir immer noch Visumsstress und müssen nochmal ein Stück per Zug überbrücken, eine genauere Recherche ergibt, dass dafür eigentlich nur direkt von Chongqing nach Guiyang in Frage kommt. Also ab zum Bahnhof. Ticket kaufen, Fahrräder als Sperrgepäck einchecken und auf geht’s… Oder auch nicht – nach 2 Stunden Kauderwelsch wird klar: Wir haben uns mit dem Westbahnhof unwissentlich einen Bahnhof ohne Gepäckannahme ausgesucht. Vom Nordbahnhof in Chongqing gibt es nur einen langsamen Zug täglich, aber hier können die Bikes mit. Nach insgesamt 50 Kilometer durch den Stadtverkehr sind wir ziemlich ko, spät abends dort und können kurz vor Feierabend noch die Räder abgeben. Eine nervige Hotelsuche später fallen wir immerhin in ein Bett. Chongqing verabschiedet sich, wie es uns empfangen hat! All die Unannehmlichkeiten haben sich aber gelohnt, die Kreuzfahrt war ein tolles Erlebnis.

 

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