Iran 4 - Touris, Visaknaller und Höhentrainingslager

 

Das Abschiednehmen ist ein ständiger Begleiter geworden. Nachdem wir mehrere Wochen in den Emiraten und dem Oman unterwegs waren, tolle Menschen getroffen sowie atemberaubende Orte bewundert haben, drehen sich unsere Räder unaufhaltsam zum Fährterminal. Viele schöne Erinnerungen lassen wir hinter uns……nein, nehmen wir mit. Das kommende Ziel heißt Iran. Am Hafen angekommen wird uns klar, dass neben dem Abschiednehmen genauso dass Hallo sagen ein ständiger Begleiter geworden ist. In diesem Fall sind es zwei italienische Pärchen auf Motorädern, zwei Overlander Trucks aus Deutschland sowie ein Mercedes Sprinter mit einer Fünfköpfigen Familie aus Frankreich. Diese Treffen eignen sich immer super um Erfahrungen und Informationen auszutauschen.

 

 

Die Stimmung ist hervorragend und alle freuen sich wieder auf den Iran. Der erste Tag hier lässt uns keine Zeit zum ankommen. Kaum erreichen wir den Stadtrand, hält ein PKW neben uns und überreicht uns in Assietten verpacktes Mittagessen aus einem Restaurant. Dazu gibt es noch eisgekühlte Cola. Wir kamen kaum dazu uns zu bedanken, da war das Fahrzeug auch schon wieder weg. Kaum setzen wir uns zum Essen an den Straßenrand, bittet uns bereits ein Herr in das Restaurant hinter uns. Dort bekommen wir noch Teller, Besteck und Salat….aus reiner Gastfreundschaft. Es fühlt sich typisch iranisch an und so untypisch deutsch.

Im Stadtzentrum angekommen haben alle Wechselstuben bis abends geschlossen. Während wir grübeln, was wir in der Zwischenzeit unternehmen sollen fragt uns ein junger Mann, ob wir uns noch an ihn erinnern. Wir trafen uns vor ein paar Wochen auf der Insel Hormuz. Na klar erinnern wir uns und verbringen den Nachmittag in seinem klimatisierten Büro einer Reiseagentur. Wir nutzen die Gelegenheit direkt, um Flugverbindungen vom Iran nach Zentralasien zu recherchieren – denn noch haben wir kein Visum für Turkmenistan. 35Millionen Rial später verlassen wir die Stadt, als wir auf zwei iranische Reiseradler treffen. Sie lassen es sich nicht nehmen, unseren Supermarkteinkauf für die nächsten zwei Tage zu bezahlen. Erschöpft aber glücklich liegen wir abends im Zelt und freuen uns wieder da zu sein.

 

 

Zwei Sachen machen uns jedoch etwas Sorgen. Zum einen sind unsere Visa für unser nächstes Reiseland Turkmenistan noch nicht entschieden. Turkmenistan lehnt geschätzt die Hälfte der gestellten Visaanträge rigoros ab. Auch professionelle Visaagenturen können nicht erkennen, wann ein Antrag Erfolg hat und wann eine Ablehnung droht. Die Reiseszene munkelt vom Behördenwürfeln. Dies hat zur Folge, dass viele Reisende eine Route ohne Turkmenistan wählen und das Land zu einem der am wenigsten bereisten Länder der Welt zählt. Unsere Neugier ist somit geweckt und wir drücken uns selber die Daumen.

 

 

Die zweite Sache ist unsere Route – sollen wir darauf setzen, dass wir durch Turkmenistan reisen dürfen? Dann erwarten uns auf den nächsten 500km ca. 10000 Höhenmeter inklusive dreier Pässe mit 2500 m. Haben wir diese hinter uns gebracht empfängt uns die Wüste Dasht-e-Lut. Auf weiteren 500km wird es hier nur alle 100km Einkaufsmöglichkeiten geben. Bei Gegenwind kann dies locker drei Tagesetappen bedeuten. Normalerweise kein Problem, jedoch sind wir bereits in Bandar Abbas Temperaturen von über 40°C im Schatten ausgesetzt und trinken jeweils bis zu 10 Liter am Tag. Im Hochsommer schafft es die Wüste locker auf 60°. Rekordmessung war im Jahr 2005 mit 70° und somit einer globalen TOP TEN Platzierung. Aber das war nicht im April, sondern im Hochsommer und auch nicht auf unserer Strecke, sondern tief in der Wüste per Satellit gemessen. Wir wollen uns unter diesen Umständen nicht auf unsere unzuverlässigen Karten verlassen müssen und sind dankbar für das detaillierte Roadbook von Beat Heim und die Ergänzungen des Hallenser/ Leipziger Radlduo Dominic und Sivio. Gespannt machen wir uns auf den Weg..

 

 

Unser erstes Ziel war die Stadt Kerman. Die Strecke ist sehr simpel. Es geht immer rauf, rauf, rauf und wieder runter, runter, runter. Dann geht es wieder rauf, rauf, runter, runter… In einem Dorf nahe dem ersten großen Pass werden wir zum Mittag eingeladen. Dies beinhaltet eine Dusche und frisch gewaschene Klamotten. Nebenbei ist die Dame des Hauses Schneiderin, so dass notwendige Reparaturen gleich mit erledigt werden. Zur ohnehin guten Laune kommt noch ein Anruf der turkmenischen Botschaft, welche nach einem entspannten Gespräch verspricht, uns elektronische Einreisegenehmigungen zuzusenden. Unglaublich genial. Genau wie das Wetter. Auch im Iran ist April und so gibt es einen lustigen Wettermix aus mal 40° tagsüber und Minustemperaturen in der Nacht. Regen gab es auch im Angebot und die Landesspezialität: Sandstürme. Spontan auftretend, dafür aber richtig heftig. Einer überraschte uns beim Zeltaufbau, wir konnten gerade noch rechtzeitig wieder einpacken und retteten uns in die nahegelegene Universität der Stadt Kahnuj. Hier gabelte uns Jahan auf, ein Englisch-Dozent der Uni und lud uns spontan ein, die Nacht bei seiner Familie zu verbringen – so wurde aus einer Notlage ein richtig genialer Abend.

 

 

Am nächsten Tag wurden wir vor dem nächsten Anstieg noch mit Honigmelonen von einem fliegendem Händler versorgt. Leicht bepackt schaffts ja jeder…. Auf 1500m gab es noch eine gigantische Wassermelone. Neben Melone gab es aber auch Bananen, Äpfel, Gurken, Kiwis, Brot, Orangen. Immer wieder gereicht aus vorbeifahrenden Autos. Wir schätzen die Gesamtmenge auf ca. 25Kg Obst. Wahnsinn.

 


 

Der Weg nach Kerman ist ziemlich abwechslungsreich, gesäumt von vielen Statuen und Skulpturen. Außerdem begegnen wir immer wieder iranischen Radlern beim Training. In Kerman sammelten wir zwei Tage lang Energie und verdauten unseren Vitaminüberschuss, um dann in die Lut aufzubrechen. Wir konnten ca. 10Liter Wasser pro Rad packen, sowie Essen für insgesamt zwei bis drei Tage. Die Lut überraschte uns mit einem unvergesslichen Erlebnis. Mehr dazu im nächsten Blogartikel.

 


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