Iran 5 - Wüste, Wind und Bremsenbruch

 

Der Weg aus Kerman raus ist geprägt von dem typisch iranischen Großstadtverkehrschaos. Wir wundern uns immer wieder was aus den freundlichen, netten und zuvorkommenden Iranern wird, wenn sie hinter einem Steuer von einem Auto sitzen. Wer bremst verliert. Wir bremsen laufend und fühlen uns dennoch wie Gewinner. Zugebenerweise sehr langsame Gewinner. Hinter der Stadtgrenze nimmt uns der gute alte Begleiter Wind in Empfang. Er weht recht stark, glücklicherweise aus der richtigen Richtung - dafür mit unendlich viel Staub. Wir verhüllen uns komplett, um Augen und Atemwege zu schonen. Trotz vernebelter Sicht können wir die tolle Landschaft auf dem Weg zum etzten Pass auf 2400 m genießen. Wir müssen ein ziemlich angestrengtes Bild abgegeben haben, denn laufend halten Autos um uns mit allem Nötigen und Unnötigen versorgen. Wieder bekommen wir jede Menge Obst, Basilikumsamen, getrocknete Feigen, Joghurt, Wasser, Brot und vieles mehr.

 

 

Die Berge geben den Blick auf die Lut in beeindruckenderweise frei. Topfeben und von den Bergen hinab können wir unsere Strasse auf die nächsten 20km bereits sehen. Auf der Straße herrscht dichter LKW Verkehr. Wir waren froh darüber, denn sie sind unser Plan B. Falls wir es nicht schaffen sollten, könnten wir entspannt trampen.

 

 

Wir warten auf die große Hitze, aber wir haben richtig Glück und sie kommt nicht. Ebenso Glück haben wir, dass die Straße gerade 4-spurig ausgebaut wird: So können wir oft die noch im Rohbau befindliche zweite Spur der Hauptverkehrsstraße nutzen. Verkehrsarm, dafür variiert aber Ausbauzustand und Qualität stark. Die Bedingungen die ersten Tage waren recht gut und wir kamen zügig voran. Wir empfinden die Landschaft der Lut wunderschön und gucken uns oft in alle Richtungen um. Kurz vor der Ortschaft Zunghan entdecken wir einen Schleier, der sich auf uns zubewegt. Wir rätselten noch ob es ein Sandschleier war oder ein Regenschleier sein könnte.

 

 

Die erste Böhe fegte uns von der Strasse und drückte Sand in alle Körperporen. Wir legten die Räder schnell auf die Erde und suchten Schutz hinter einem Wall. Die nächste halbe Stunde wurden wir Sandgestrahlt. Wir lagen nur da, schlossen die Augen und warteten, warteten Als der Sandsturm kurz nachlies nutzten wir die kurze Chance den nächsten Ort zu erreichen. Hier warteten wir den halben Tag in einem Restaurant, dass der Sturm nachlies. Der drehte aber noch richtig auf. Das ganze Haus wackelte, immerwieder klirrte irgendwo eine Fensterscheibe und der Restaurantbesitzer wirkte sehr angespannt. Gegen Abend legte sich der Sturm und ein straffer Rückenwind blies uns ca. 20km/h die Berge hoch. Drei Tage mit starkem Wind kämpfenden Tage später erreichten wir den Ort Ferdows. Hier feierten wir den ersten Geburtstag unserer Tour.

 

 

Mit dem Blick auf unsere ablaufenden Visa nehmen wir von hier den Bus nach Maschad, um von dort die letzten 150km Kilometer zur Grenze zu rollen. Leider können wir nur einen flüchtigen Blick auf Irans zweitgrößte Stadt werfen. Viel mehr Aufmerksamkeit verwenden wir darauf, unsere restlichen Rial umzutauschen. Die Banken und Geldwechselstuben taten dies jedenfalls zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. In einem Luxushotel fanden wir schließlich Hilfe.

 

 

Die Grenze nach Turkmenistan liegt stilecht auf einem Pass. Auf dem Weg dorthin nutzten wir die Räder bei einer Pause als Schattenspender. Ein Windböe sorgt dafür, dass Christians Rad umkippte. An für sich kein Problem. Aber als Christian das Rad wieder hinstellte, bemerkt er, dass die linke Vorderbremse rumbaumelte. Das war jetzt allerdings ein großes Problem, denn der Bremssockel war von der Gabel abgebrochen. Die Laune ist im Keller. Vor uns liegen die höchsten Berge der Tour in Reichweite und Christians Vorderradbremse ist defekt. Wir überlegen hin und her und beschliessen im nächsten Dorf nach Möglichkeiten zu schauen. Hier gibt es genau einen Motorradmechaniker. Er schaut sich den Schaden an. Murmelt etwas auf Farsi. Kramt in einer Kiste einen Hybriden aus Bremssockel und Schraube hervor und nach 5 Minuten war wieder alles schick. Erleichtert schlafen wir die letzte Nacht im Iran. Dazu gesellen sich ein bisschen Wehmut das schöne Land nach 4 Wochen zu verlassen, ein bisschen Bammel vor der Grenze nach Turkmenistan und gewaltige Vorfreude auf die andere Seite vom Grenzpass. Von da ging es auf turkmenischer Seite ca. 1500m bergab in die 50km entfernte Hauptstadt Asgabath. Entsprechend groß war die Vorfreude, leider umsonst. Davon mehr im nächsten Blogartikel.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Andi K. (Freitag, 06 Juli 2018 15:08)

    Krass, was ihr da so alles erlebt! Durch die Sandstürme zu fahren stelle ich mir sehr unangenehm vor -
    Respekt. Ich bin sehr gespannt wie es in Turkmenistan weitergeht! Gute Fahrt weiterhin - und hoffentlich hält die neue Bremse.

  • #2

    Andi K. (Freitag, 06 Juli 2018 15:10)

    P.s.: die Fotos sind oft sehr aussagekräftig... Ich hoffe ihr macht irgendwann mal einen schönen Lichtbildvortrag daraus :-)