Kasachstan - Kanyon, Kanu und keine Kamele

 

Das neuntgrößte Land der Welt empfängt uns bescheiden. Irgendwo in den Bergen stehen zwei Hütten. Der Grenzübertritt wirkt familiär, die restlichen Passanten und Grenzer kennen sich gut. Es wird viel geredet und viel gelacht. Sehr angenehm. Irgendwann sind wir auch abgefertigt und rollen in die nächste Stadt. Hier treffen wir zuerst ein französisches Radlerpärchen, wir tauschen gegenseitig unser Restgeld, Simkarten und Informationen, leider mssen wir recht bald weiter in unterschiedliche Richtungen. Wir bunkern Lebensmittel für drei Tage und verschwinden wieder in der Pampa. Der vorhandene Asphalt verwöhnt uns und wir kommen gut voran. Das riesige Land besteht zu großen Teilen aus Wüste und Steppe. Auf dem Weg nach China durchqueren wir für ca. 300km den Südosten und treffen damit auf einen der aufregendensten Landschaften in Kasachstan.

 

 

Hier hat der Fluss Sharyn im Laufe der Zeit eine beeindruckende Canyonlandschaft geschaffen. Der Sharyncanyon ist durch den Status des Nationalparkes geschützt und ist mit Sicherheit die Hauptattraktion. Aber es lohnt sich ebenso, die durch die kleinen Zuflüsse entstandene Canyon in der Gegend um den Nationalpark zu besuchen. Für uns immer wieder erstaunlich, wie viele Touristen an solchen Hotspots zusammenkommen. Wir radeln tagelang durch wenig besiedeltes Gebiet, treffen so gut wie keine Leute und plötzlich befinden wir uns inmitten von ungezählten Reisenden. Wir finden auch gleich Anschluss und spazieren zusammen mit einer internationalen Reistruppe am Canyonrand entlang. Für den Abend suchen wir uns einen abgelegenen Platz inmitten des Canyons.

 


 

Auf dem Weg zur chinesischen Grenze treffen wir noch zwei Schweizer, welche seit nunmehr 5 Jahren auf Tour mit ihrem Wohnmobil sind. Mit Scharkent passieren wir die letzte große Stadt in Kasachstan und haben nur 25km zur Grenze zu radeln. Hier entdecken wir eine alte Moschee und eine orthodoxe Kirche, deren Baustil sehr chinesisch anmutet – die Vorfreude auf völlig neue Eindrücke nach so langer Zeit in postsowjetischen Ländern steigt. Dies gilt auch für das Essen, wir haben Blov und co. langsam wirklich satt. Für unsere letzte Rast suchen wir daher wenig landestypisch eine Burgerbude aus, dies endet mit einer riesengroßen Überraschung. Plötzlich stehen Anton und Gevelyn vor uns. Die beiden Langdistanzradler hatten wir im Winter in den Emiraten getroffen. Sie waren gerade aus China eingereist und sind auf dem Weg zum Pamirhighway. Viel gab es zu erzählen und die Zeit verging wie im Flug. Besonders die Erfahrungen in der chinesischen Provinz Xinjian haben die beiden sehr beschäftigt. Mit einbrechender Dunkelheit verabschiedeten wir uns. Wir leider auch von unserem Ziel diesen Tag über 100km zu radeln, denn es war Zeit schnell einen Schlafplatz zu suchen. Am nächsten Morgen erreichen wir die chinesische Grenze. Wie eine Fatamogana radeln 3 bepackte Räder auf uns zu. Bingo. Schnell stehen 5 Räder im Schatten und es ergibt sich ein mittlerweile klassisches Gespräch für uns. Wo seid ihr her? Wo wollt ihr hin? Habt ihr eine Simcard? Habt ihr noch Restgeld zu tauschen? Wie war China? Braucht ihr Tips für Kasachstan. Danach werden Handys geöffnet und Simkarten getauscht. Geld gewechselt. Die Stimmung ist fantastisch. Für die Australier, weil sie China verlassen können, für uns weil wir nach China einreisen. Sie berichten gerade in der letzten Provinz Xinjiang von enormen Polizeistrapazen und fassen ihre Erfahrungen so zusammen: Sie sind froh es gemacht zu haben und würden es nicht nochmal machen. Sie freuen sich darauf mal wieder eine Nacht durchzuschlafen, selbst im Hotel ist die Polizei in der Nacht um 3 Uhr gekommen, um eine Registrierung vorzunehmen. Wir haben uns über die Gegebenheiten in der Region so gut es geht informiert. Sie befindet sich im Ausnahmezustand und Individualreisende sind wohl nicht gerne gesehen. Viele Radler überspringen die knapp 1000km West Ostquerung mit dem Zug. Wir hatten uns vorgenommen zu radeln.

 

 

Es gibt wohl Ärger. 25min später bestätigen dies uns die kasachischen Grenzbeamten. Ja die chinesische Grenze ist dicht, hier geht es nicht drüber. Wir verstehen, dass wir morgen früh um 8 wieder kommen sollen - zumindest wollen wir das in das russisch des Grenzers interpretieren. Etwas nervös erwarten wir den nächsten Tag...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Manu (Donnerstag, 11 Oktober 2018 00:35)

    Hallo ihr beiden.

    Ich sende mal wieder einen Gruß aus Halle und lese weiterhin eure Berichte. Ich drücke die Daumen, dass ihr die Grenze passieren durftet und jetzt China erkundet. Schön das man auf der Strecke auch Leute mehrfach trifft. Das finde ich ziemlich witzig. bis bald.