Kirgisistan 2 - Herrliche Bergseen, Besuche und ein Krankenhausbesuch

 

Der Blick auf die Karte verspricht uns auf den nächsten ca. 350km so gut wie keinen Kilometer ohne Gefälle. Es geht die gesamte Zeit rauf und runter. Insgesamt 3 mal klettern wir auf über 3000m, um dann wieder auf unter 1500m zu rollen. Der letzte Pass hat einen Aufstieg von 1600 hm auf knapp 60km und endet auf 3400m an unserem nächsten Zwischenziel dem Sonkul See. Auf der gesamten Strecke gibt es so gut wie keine Ortschaften, Wasser ist hingegen durch viele Quellen am Wegesrand kein Problem. Der erste entgegenkommende Radler zerstört unserere wage Hoffnung auf „vielleichtmalwiedereinbischenasphalt“. Schotterpiste ist angesagt. Vorfreude wäre der falsche Ausdruck, aber irgendeine sadomachistische Ader treibt uns voran. Auf der Karte sieht unsere Strasse nun häufig wie eine Herzrytmhusstörung aus. Wir folgen den vielen Kurven. Geniesen die Natur, welche eine großartige Kulisse bildet.

 

 

Wir haben uns immer noch nicht satt gesehen an den Gletschern, Serpentinen und Bergwiesen über denen häufig ein einsamer Adler seine Kreise zieht. In der Ortschaft Karzaman gönnen wir uns ein Guesthouse, welchen einen überraschend hohen Standard hat. Es geht geschäftigt zu, Kirgisien hat den Tourismus entdeckt und bietet aus unserer Sicht gute Angebote, wie Homestays oder Guesthouses. Große Hotels sind Fehlanzeige. Die Landschaften werden auch nicht verschandelt, sondern man erhält weitestgehende die traditionellen Lebensweisen. Bestes Beispiel: der auf 3000 Höhenmeter befindliche Son Kul See. Ein wahrer Touristenmagnet, selbst in der Hauptsaison finden dort alle Gäste einen Platz in einen der Jurtcamps, die perfekt in die Landschaft passen. Wir umrunden den Bergsee in anderthalb Tagen, anschließend geht es wieder rasant bergab. Unterwegs treffen wir immer wieder andere Radler. Etliche sind ebenso auf großer Tour und es gibt viel zu berichten. Für uns sind vor allem Infos von den Chinaradlern interessant. Leider wiedersprechen sich die verschiedenen Infos häufig, so dass unsere Neugier aufs Unbekannte stetig wächst.

 

 

Zügig erreichen wir den Issyk Kul See. Stolze 180km lang. 60km breit und 700m tief. Ein kleines Meer. Umrahmt von schneebedeckten Bergen ist dass gegenüberliegende Ufer an manchen Tagen nur zur erahnen. Wir sind hier mit Ina und Torsten aus Thüringen verabredet.Bis die beiden ankommen, haben wir noch Zeit für ein wenig Sightseeing und Umwege. Rund um den See verteilt gibt es fast so viele Sehenswürdigkeiten wie Mücken, unter anderem mehrere Canyons und ein Salzsee.

 

 

Seabrigde hat einen klasse Campingplatz direkt am Seefür ihre Kunden organisiert, dort treffen wir endlich Ina und Torsten. Wir genießen die nächsten zwei Tage, inclusive einem Ausflug in die Berge, schwimmen, SUP fahren, grillen, quatschen, faulenzen. Es ist interessant, nochmal eine andere Art zu reisen zu beobachten. Moni war insgeheim öfter mal etwas neidisch auf motorisierte Reisende, die mehr Möglichkeiten haben, schnell mal ein paar Kilometer Umweg zu interessanten Plätzen zurückzulegen - was für uns tagelanges Stramplen bedeutet. So einen organisierte Tour wäre allerdings eher nichts für uns, nicht nur finanziell. Die Zeit rast dahin und Monis Gesundheit leider auch. Als sich Ina und Torsten verabschieden geht bei Moni gar nichts....

 

 

Der Magen mag nicht so recht. Wir warten noch einen Tag ab, kaum Besserung und so schleppen wir uns die nächsten drei Tage in die nächste Stadt Karakul, wo wir einen Arzt aufsuchen – ein Familienmitglied des Guesthouse in dem wir dort wohnen. Der empfiehlt das Hospital, hier geht es nach Kochsalzinfusion und Antibiotika schnell bergauf, die Behandlung schlägt sofort an. So bekommen wir einen Einblick in das Kirgisische Gesundheitssystem, welches uns an mehreren Stellen überrascht. Es gibt alle Medikamente Rezeptfrei und das für richtig wenig Geld. Wir zahlen für eine 5tägige Antibiotikakur umgerechnet keine 30 cent. Obwohl die Behandlung im Krankenhaus kostenlos ist, ist die Anzahl der Patienten eher gering. Abends kommt der Arzt nochmals in unser Guesthouse und bringt für uns beide eine große Portion Reis mit Lamm vorbei. Er meint, daß sei genau das richtige. Wir schmunzeln, futtern fleißig und haben ein bischen schlechtes Schonkostgewissen. Wie heisst es schön: Andere Länder, andere Sitten. Keine zwei Tage später rollen die Räder Richtung Kasachische Grenze, welche keine 100km entfernt ist. Bleibt eigentlich nur noch zu erwähnen, dass wir in Karakul zum drittenmal Hallenser getroffen haben. Das erstemal im Oman in einem Hotel mitten in der Pampa, das zweitemal ein lustiges Radlerquartett direkt auf dem Pamirhighway, welche uns bis heute übrigens Kontaktdaten übermitteln wollten, also wenn ihr das lest, wir warten immernoch auf eine mail von euch. In Karakul trafen wir eine Lehramtsstudentin, welche gerade in einer Sekundarschule in Halle Praktika absolviert hatte. Der gemeinsame Abend verging wie im Flug, leider viel zu schnell.

 

 

Die Neugier auf China wächst und wächst. Wir wären am liebsten schon da. Nur noch 300km durch Kasachstan, dann ist es soweit. Als diese dann hinter uns liegen, wären wir am liebsten länger geblieben. Warum? Das erfahrt ihr im nächsten Artikel.

 

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