Tadschikistan 4 - Auf zum höchsten Pass?!

 

Wie immer in den letzten Wochen weckt uns früh die Sonne. Das ist auch notwendig, denn die Nächte liegen temperaturtechnisch um den Gefrierpunkt. Die Sonne heizt uns schnell ein. Schon kurz nach dem Aufstehen können wir die Daunenjacken gegen T Shirts tauschen. Öffnen wir das Zelt, so tauchen wir wieder sofort ein in diese magische Welt, welche aus ein paar Grautönen sowie ausschließlich Steinen eine solche beeindruckende Landschaft schafft.

Schon seit einigen Tagen fühlen sich unserer Beine früh an, als ob sie bereits einen anstrengenden Radeltag hinter sich, statt vor sich haben. Wir fühlen deutlich wie leer die Akkus nach den anstrengenden Wochen im Pamir waren. Die Schultern schmerzen dauerhaft und schreien nach Erholung. Bald soll es soweit sein.

 

 

Nachdem dem Frühstück radeln wir zur M41 vor. Wir treffen nach gefühlt endlosen Kilometern mannigfaltiger Schottersorten auf Asphalt. Gleich hinter dem Asphalt ein sich am Horizont endlanglaufender Stacheldrahtzaun. Dahinter beginnt das Niemandsland zu China. Hier wird intensiv klar, wie weit wir geradelt sind. Ein bisschen stolz grinsen wir uns an und beschließen den Tag dazu zu nutzen Statistik unserer Tourenkilometer zu vergolden. Und das geht so: Statt links unserer Route zu folgen, 37km bergab zu rollen und nach 90min die Vorzüge der lokalen Homestays zu nutzen biegen wir rechts ab. Nach 25km und mittlerweile lächerlichen 580 Höhenmetern wollen auf dem höchsten Pass unserer Tour stehen, dem 4655m hohen Akbaytalpass. So gut gelaunt wie es noch geht starten wir. Asphalt und Rückenwind versprechen uns einen schnellen und leichten Erfolg. Doch weit gefehlt. Nach der ersten Kurve verlässt uns der Asphalt. Übelstes Wellblech lässt uns auf Unterschrittgeschwindigkeit sinken. Die einheimischen Fahrer treten bei diesen Strecken aufs Gas. Mit ca.80 Km/h schwebt man auf den Wellen dahin. Da uns dies nur schwer gelingt, bleibt nur schieben. Unsere Laune zerstiebt in den riesigen Staubwolken hinter den an uns vorbeirasenden Autos. Es kommen zwei Radler entgegen. Wir staunen, als wir sehen, dass sie ihre Räder runter schieben. Zu hart zu fahren, meinen sie. Es wird sich bis zum Pass nichts ändern, an den Straßenverhältnissen, es wird nur steiler. Es sind noch 10km. Auf geht’s. 1km und 20min später stellen die Schultern die Sinnfrage. 2km und 40min später ist uns ein Guesthouse mehr wert als Statistik vergolden. Was ist schon die schnöde Statistik wert, wenn man sich mal nach 10 Tagen wieder gescheit duschen kann. 300hm vorm Gipfel fällt die Entscheidung. Rückzug. Wir sind enttäuscht und traurig, aber die Vorzüge überwiegen.

 

 

Auf unserem Weg erkennen wir den roten Bus von Heidi und Valentin. Auch sie fahren Schrittgeschwindigkeit. Wohlbemerkt: Im Auto und Bergab. Sie sind von der Strecke genauso „begeistert“ wie wir. Vor fast 2 Wochen haben wir uns in Khorog mit unterschiedlichen Strecken getrennt, so gibt es viel zu erzählen. Am frühen Nachmittag brechen dann Richtung Karakul auf. Der Wind kommt nun von Vorne und ist eher ein Sturm. Wir schleppen uns wieder über das Wellblech zum Asphalt und haben absolut keinen Bock mehr. Fast an der gleichen Stelle der letzten Nacht bauen wir unser Zelt auf. Am nächsten Morgen die nächste Überraschung. Ein PKW hält neben uns. Ein älterer Herr mit einem Schwarm Kinder im Auto fragt, wie es geht, wo wir überall langgeradelt sind, wie lange dies gedauert hat. Wir beantworten freundlich die schier endlosen Fragen. Danach stellt sich der Herr als Nationalparkranger vor und stellt parallel eine Rechnung aus für zehn Tage Aufenthalt im Nationalpark aus. Er hätte gerne 400Somoni, knapp 40 Euro – in Tadschikistan, ein kleines Vermögen. Wir schlucken kurz und können nicht einschätzen, wie echt der Typ ist. Kurzerhand erklären uns bereit 100 Somoni zu zahlen, den Grenzen unserer Karte nach zu urteilen haben wir ohnehin nur zwei Nächte dort verbracht. Er ist einverstanden. Damit ist uns klar, der Typ ist nicht echt und verändern unser Angebot auf 0,0 Somoni. Damit ist er nicht einverstanden. Er holt einen Polizisten, welcher gleich in seinem Auto saß. Nun sind wir wiederum verunsichert. Ist es doch ein echter Ranger? Schlussendlich zahlen wir mit einem schrägen Gefühl die 100 Somoni.

 

 

Und eilen zum Homestay, wo wir die beiden Radler wieder treffen. Wir genießen dort zwei volle Tage. Ohne Internet, Strom gibt es aus dem Benzingenerator für 2h am Abend. Die Dusche ist eine klassische lokale Banja. 2h vorher Duschen anmelden. Dann wird der mit Yakkacke betriebende Ofen angehauen. In einem auf fast Saunawarmen Raum, begießt man sich dann mit unterschiedlich temperiertem Wasser. Welch ein Genuss. Nebenbei sind wir am riesigem Karakul-See, welcher bei der Weiterfahrt eine grandiose Kulisse bildet.

 


 

Der Asphalt führt uns zur nahegelegenen Kirgisischen Grenze. Diese liegt auf 4300m. Eine weitere abartige Wellblechpiste drückt die Stimmung. Ein unglaublicher Wind versucht zu verhindern, dass wir das Land verlassen, Wir geben nach und suchen uns kurz vor der Grenze ein Möglichkeit zu zelten. In der Windanfälligen Gegend gibt es kaum Windschutz, so stellen wir uns unter eine Brücke, Am Horizont zieht ein Unwetter auf. Na Klasse. Wir haben Glück, es bleibt in den weit entfernten Bergen hängen. Glück gehabt? Die Nacht ist hereingebrochen und wir sind gerade am einschlafen als wir Wasser plätschern hören. Das plätschern wird zunehmend lauter und klingt mittlerweile wie ein Fluss. Direkt neben unserem Zelt………..

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Günter (Mittwoch, 04 Dezember 2019 20:42)

    Hallo ihr 2, es ist eine Freude eure Berichte zu lesen. Wir planen ebenso in dieser Gegend unterwegs zu sein. Allerdings sind wir nicht so sportlich wie Ihr und werden dies mit dem Auto machen. Ich wünsche Euch noch eine Menge toller Erlebnisse.