Türkei Teil 2: Von Kappadokien zur Schwarzmeerküste

Auf unserem Weg durch Zentralanatolien nach Kappadokien fallen uns immer mehr lustige Schilder, Statuen und Wandmalereien auf. Später lernen wir, dass es sich dabei um Nasreddin Hodscha handelt, so etwas wie der Till Eulenspiegel in der Türkei. Möglicherweise hat er hier tatsächlich vor gut 700 Jahren gelebt - es gibt viele verschiedene überlieferte Antworten auf die Frage, warum er falsch herum auf dem Esel sitzt, unter anderem: "Ich möchte nicht n die gleiche Richtung wie das dumme Tier schauen" beantwortet haben. Nachmachen mit dem Fahrrad klappt schlecht...

Auf Kappadokien haben wir uns schon lange gefreut, die letzten Etappen dorthin sind allerdings von Schnee, Schneeregen und Nebel geprägt. Wir befürchten schon, nichts von der märchenhaften Landschaft sehen zu können....

 


Wir beginnen unseren Besuch klassisch mit einer Ballonfahrt - der Variante für Leute mit Höhenangst... Anschließend besichtigen wir eine der vielen unterirdischen Städte und die Felsenburg Uçhisar. Unglaublich, was die Leute hier früher in den Fels gegraben haben - die Räume und Tunnel erstrecken sich über bis zu 10 Stockwerke geht und größtenteils noch unerforscht.


Am nächsten Morgen begrüßt uns strahlender Sonnenschein, eine super Fernsicht und hunderte Heißluftballons. Es sieht exakt aus wie auf den Fotos, die uns hier hergelockt haben. Die surrealen Felsstrukturen haben wir Vulkanausbrüchen vor 20 Millionen Jahren zu verdanken, durch Erosion wurden die weicheren Gesteine weggespült und übrig bleibt eine wahnsinnig tolle Märchenlandschaft. Wir lassen uns hier ein paar Tage Zeit, diese zu erkunden...


Pünktlich zur Weiterfahrt gibt es wieder Regen. Monis Regenjacke ist ja schon eine Weile weg und noch kein guter Ersatz in Sicht, beim ersten ausgiebigen Regen macht dann auch noch die Hose schlapp. Völlig durchnässt retten wir uns ins erstbeste Hotel und wärmen uns auf... Von nun an nutzen wir jeden Sonnenstrahl oder zumindest regenfreien Moment um voran zu kommen - und fahren von Hotel über Warmshowers-Unterkunft zu möglichst trockenen, schlammfreien Zeltplätzen. Nach ca. 2,5 Monaten Fahrzeit haben wir die ersten 5000 km unserer Tour geschafft - wie als Belohnung zeigt sich sogar die Sonne!


An der Schwarzmeer-Küste angekommen zeigt sich uns eine völlig anderer Landschaft: Alles ist grün (es regnet ja auch verdammt viel) und wir fahren ewig auf einer absolut flachen Straße zwischen Meer und Bergen. An den flacheren Bergen wird überall Tee angebaut, gelegentlich können wir sogar Frauen bei der Ernte beobachten. Interessant zu sehen, woher das Gebräu kommt, zu dem wir täglich zig mal eingeladen werden. Bei Bike Point Rize werden die nötigsten Reparaturen erledigt, wir sausen in der Zwischenzeit mit Leihrädern zum Photograph und besorgen uns biometrische Passfotos für unsere Visaanträge.


Achja, wild Zelten in in der Türkei eingentlich nicht erlaubt. Anfangs haben wir versucht, unentdeckt zu bleiben - wurden wir trotzdem gesehen, endete das meist mit einer Einladung zu Tee oder zum Übernachten... Irgendwann fühlten wir uns so sicher, dass wir selbst mitten im Stadtzentrum problemlos schlafen könnten.

Vorbei an unzähligen Wasserfällen geht es nun langsam Richtung Georgien. Wir sind gespannt, was uns dort erwartet. Vielfach haben wir gehört, die Georgier seien sogar noch gastfreundlicher als die Türken - was wir uns allerdings kaum vorstellen können. Wir werden die Leute, das leckere Essen und die genialen Landschaften definitiv vermissen.

 

Aufgrund der aktuellen politischen Situation in der Türkei wurden wir vor unserer Abreisevon Verwandten, Freunden und Bekannten so oft davor gewarnt - dass uns tatsächlich kurz selbst Bedenken kamen. Zum Glück haben wir uns nicht abschrecken lassen und wurden mit vielen positiven Erfahrungen belohnt.

 


Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    alex (Sonntag, 17 Dezember 2017 11:21)

    Wunderschöne Beschreibungen und Impressionen. Unvergesslich für euch und nicht annähernd beschreibbar für uns sind wohl die Eindrücke und Erlebnisse die ihr erfahren dürft. Die interessanten Geschichten, die ein Leben lang in Erinnerung bleiben, finden im zwischenmenschlichen Miteinander statt.
    Viel Spaß euch zweien und eine besinnliche Weihnachtszeit.

  • #2

    Manu (Mittwoch, 20 Dezember 2017 18:04)

    Ganz liebe Grüße von der Fliederwegschule. Wir haben das Jahr 2017 geschafft und wünschen Euch weiterhin gute Fahrt im kommenden Jahr.

  • #3

    Andi K. (Mittwoch, 10 Januar 2018 13:23)

    Diese in Fels gehauen und geschliffenen Wohnstätten sehen schon auf den Fotos beeindruckend aus - danke euch für die vielen schönen Impressionen und Erzählungen. Ich drücke euch weiterhin die Daumen und bin gespannt auf den nächsten Bericht.
    Ich wünsche viel Spaß und viel Kraft!